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Feiern als Chance

Feste sind wichtig. Sie unterbrechen den Alltag. Sie bleiben in unserer Erinnerung. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückschauen, orientieren wir uns an ihnen als Wegmarken: "Das war doch in dem Jahr, in dem wir Silberne Hochzeit gefeiert haben."

In Obbornhofen feiern wir am letzten Mai-Wochenende das 1250jährige Bestehen des Dorfes – das damit das älteste im Landkreis Gießen ist. Ein großes Ereignis. Mit viel Vorfreude für die, die 1967 schon die 1200-Jahr-Feier miterlebt haben und noch heute begeistert davon erzählen. Das legt die Messlatte hoch für die Vereinsgemeinschaft, die das Fest vorbereitet. Dort hat man sich regelmäßig getroffen, Ideen gesammelt und verworfen, kleine Untergruppen mit Arbeitsaufträgen rund um das Fest gebildet, sich besser kennen gelernt, die Begabungen der anderen schätzen gelernt, aber auch um das ein oder andere gestritten. Mein Eindruck ist: Dabei ist die Gemeinschaft gewachsen und die Überzeugung: Wir können gemeinsam etwas Großes auf die Beine stellen.

Nicht nur in Obbornhofen gibt es ein Fest. In diesen Wochen begegnen sie in der Zeitung in großer Zahl: vor allem über Konfirmationsjubiläen und Konfirmationen wird berichtet. Feste bringen Menschen zusammen, die in alle Himmelsrichtungen verstreut sind und schaffen Raum für Begegnung und Gespräche. Gemeinsame Erlebnisse werden wieder lebendig. Der Alltag mit seiner Hektik wird unterbrochen: Gelegenheit, einmal durchzuatmen, Zeit füreinander zu haben, Essen und Trinken zu genießen. Auch diejenigen, die ein Fest vorbereiten und ausrichten gewinnen: sie können ihre Kreativität spielen lassen und sich über das Lob der Gäste freuen.

Feste klingen oft nach. Wir gehen verändert zurück in die Werktage, mit neuer Kraft, manchmal auch beflügelt und mit neuen Ideen. Feste sind ein Lebenselixier.

Jesus hat das Reich Gottes immer wieder als Fest beschrieben: Die Gäste kommen von Osten und Westen, von Norden und Süden und sitzen gemeinsam an einem Tisch und feiern. - Der Himmel auf Erden – oder die Erde im Himmel?

Wir brauchen Feier-Tage. Sie korrigieren den Alltag: Sie erinnern uns daran: Es gibt im Leben mehr als Arbeit und Leistung. Wir brauchen Feier-Tage, um das Leben zu feiern und uns daran zu freuen, Kontakte und Gemeinschaft zu pflegen, unseren Horizont zu erweitern.

Mit dem Sonntag gibt es einen Feier-Tag für alle in unserer Gesellschaft. Einen Ruhetag, den uns nach jüdischer und christlicher Überlieferung Gott geschenkt hat. Er bietet uns die Chance, ihn als Fest-Tag zu gestalten, weil wir Zeit füreinander haben. Nutzen wir diese Chance!

Pfarrer Johannes Fritzsche

(veröffentlicht am 6. Mai 2017 in der Gießener Allgemeinen Zeitung)


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